F.A.Z., 23. August 2006

Rauchverbot für Tom und Jerry

clb. LONDON, 22. August. Seit mehr als 60 Jahren erfreuen sich Kinder an den Abenteuern von Tom und Jerry. Kleine Fernsehzuschauer in England jedoch müssen künftig auf Geheiß der britischen Regulierungsbehörde für die Unterhaltungsindustrie (Ofcom) auf einige Szenen verzichten. Es liegt nicht daran, daß sich Tom und Jerry teils brutal die Köpfe einschlagen. Vielmehr stören sich die Aufpasser daran, daß die Comic-Helden ab und an zur Zigarette greifen. Nach den Statuten der Behörde dürfen in einem Kindersender keine Filme gezeigt werden, die zum Rauchen ermutigen. Daß die Filme in einer Zeit entstanden, in denen das Rauchen gang und gäbe war, ließ sie zwar gelten. Das ändere aber nichts an der Entscheidung. Die Produktionsfirma Turner, in deren Kinderkanal Boomerang "Tom und Jerry" ausgestrahlt wird, sicherte zu, das Archiv nach rauchverherrlichenden Szenen zu durchstöbern. Bisher sind den Zensoren zwei Szenen zum Opfer gefallen, über die sich ein erwachsener Zuschauer beschwert hatte. In der 1948 produzierten Folge "Tennis Chumps" (Tom und Tim am Ball) spielt ein Rivale Toms mit einer langen Zigarre im Mund Tennis. In "Texas Tom" rollt der alte Kater Tom eine Zigarette, zündet sie an und raucht, um einer hübschen Katzendame zu imponieren. Turner teilte mit, daß auch ihnen nicht daran gelegen sei, Kinder zum Rauchen zu verführen. Allerdings fürchte man um den künstlerischen Wert der Trickfilme, wenn sämtliche Raucherszenen entfernt werden müßten. Sprecher von Raucherorganisationen nannten die Aufforderung der Regulierungsbehörde "lächerlich". Aber auch von Nikotingegnern kam Kritik. "Wir können doch nicht die Geschichte neu erfinden, indem wir Hollywood-Klassiker nachträglich verändern", sagte Amanda Sandford, Sprecherin der Organisation Ash, dem "Daily Mirror". Zeichentricktreunde fürchten jetzt schon um weitere Conic-Helden, allen voran Kettenraucher Popeye, der selten ohne sein Pfeifchen im Mund zu sehen ist.

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